WHAT MAKES MUSIC LAUGH? Konzerte-Filme-Gespraeche in Berlin vom 25.-28. Juni 2009!
Information ist nicht Wissen. Wissen ist nicht Weisheit. Weisheit ist nicht Wahrheit. Wahrheit ist nicht Schönheit. Schönheit ist nicht Liebe. Liebe ist nicht Musik. Musik ist das Beste! (Zitat Frank Zappa)
Musik ist Kommunikation. Musik ist ein Monster. Es gibt gute und schlechte Musik, E- und U-, F- und L-Musik. Alte Musik, klassische Musik, zeitgenössische Musik, Neue Musik, Sakralmusik, elektro-akustische Musik, elektonische Musik, Jazz, Free Jazz und Improvisierte Musik, Instant Composing, New Thing, Weltmusik, Volksmusik, Schlagermusik, Tanzmusik, Electronica, HipHop, Indie, Metal, Pop, Punk, R & B, Blues, Gospel, Rock. Bühnenmusik, Filmmusik, Marschmusik, Strassenmusik, Gebrauchsmusik, Nationalhymnen und Unternehmenshymnen. Es gibt Musik im Sport, im Kaufhaus, im Flieger, auf dem Jahrmarkt, im Zirkus, in der Kneipe und so weiter. Oftmals scheint es kein Entrinnen zu geben. Wir kennen den Begriff der leichten und der schweren Musik und auch der Trauermusik. Was aber ist wohl das umgekehrt Erhabene zur Trauermusik? Ist das Lachen, der Humor, eine musikalische Bezugsgrösse? Oder wie Frank Zappa einst fragte: Does Humor Belong in Music?
Komische Musik gibt es per definitionem nicht, weil Musik als tendenzlose Kunst gilt und Komik immer eine Tendenz hat, und sei es nur die, Lachen hervorzurufen. Damit ist nicht gemeint, dass Komponisten/Interpreten/Improvisatoren usw. humorlos seien. Joseph Haydn (1732-1809) war für seinen ausgeprägten Sinn fuer Humor bekannt, der u.a. in seiner Symphony No. 94 zum Ausdruck kommt, die gemeinhin als Surprise Symphony bezeichnet wird, als Symphonie mit dem Paukenschlag. Mozart komponierte ein Sextett mit dem Titel Ein musikalischer Spass (Dorfmusikanten-Sextett). Anlass der Entstehung und Daten einer ersten Aufführung sind nicht bekannt. Der einstige Cabaret-Pianist und Komponist Eric Satie (1866-1925) schrieb 1895 das Klavierstück Vexations, das laut Anweisung 840 mal hintereinander gespielt werden sollte (1963 organisierte John Cage die erste vollständige Aufführung). Satie schuf ausserdem Stücke mit Titeln wie Trois embryons desséchés (Drei vertrocknete Embryos), Trois morceaux en forme de poire à quatre mains (Drei Stücke in Birnenform für vier Hände) usw., die, so seine Spielanweisung, leicht wie ein Ei und wie eine Nachtigall mit Zahnweh daherkommen sollten. Der musikalische Witz des amerikanischen Komponisten Charles Ives (1874-1954) wird u.a. in seiner Symphony No.2 kenntlich, die mit einem militärischen Weckruf (reveille bugle call) endet. Eine grosse Rolle spielte wirkungsgeschichtlich der amerikanische Komponist, Arrangeur und Pianist Carl Stalling, der zwischen 1938 und 1958 über 600 Zeichentrickfilme vertonte und dafür eine Art kaleidoskopische Musik ersann. Er hatte Zugriff auf ein (seinem Auftraggeber Warner Bros. gehörendes) grosses Repertoire bekannter Stücke (Pop, Jazz, klassische Musik), die er dekonstruierte und neu zusammensetzte (cut-and-paste Methode) unter Einbeziehung zahlreicher unorthodoxer Instrumente und Geräuscherzeuger. Damit wurde er nicht zuletzt zu einem Vorläufer der experimentellen Musik, die sich dieser Methode ebenfalls bediente. Der Musiker John Zorn bestätigt, dass die Zeichentrickfilm-Musik nachhaltigen Einfluss auf seine eigene musikalische Entwicklung hatte.
What Makes Musik Laugh? so lautet der Titel eines Festivals, dass Ende Juni in Berlin stattfindet. Zahlreiche der im Rahmen dieses Festivals präsentierten Künstler/-innen wurden neben dem klassischen Kanon entscheidend auch geprägt von den Texten der Dadaisten, Surrealisten und Lautpoeten der 50er und 60er Jahre, von Karl Valentin, Ernst Jandl, den Marx-Brothers und Spike Jones, Carl Stalling und Frank Zappa, Monty Python, den Situationisten, der Libertarian und der Fluxus-Bewegung - und nicht zuletzt von lokalen und regionalen Kultureinflüssen, die wiederum ganz spezifische musikalische Eigenheiten und Stilistiken hervorbrachten wie die sogenannte Volksmusik, der sich eine junge Generation von MusikerInnen inzwischen fasziniert zuwendet, sie dekonstruiert und sie so für sich erschliesst (Folklore imaginaire).
Für dieses Festival wurde eine Vielzahl herausragender und namhafter Künstler eingeladen - Filmemacher, Komponisten, Musiker und Performer -, die in einer solchen Konstellation noch nie zusammengefunden haben. Was die MusikerInnen und KünsterInnen bei aller Unterschiedlichkeit eint, ist ihre notorisch unbestechliche Haltung, ihre Arbeit in und an der Improvisierten Musik und dem Medium Film und damit an der kontinuierlichen Erforschung und Weiterentwicklung des musikalisch-bildnerischen Prozesses unter Einbeziehung scheinbar disperater Mittel und Materialien. Diese Tour d'Horizon in Form von Konzerten, Filmen und Gesprächen will Impulse vermitteln, Begegnungen und Erkenntnisse ermöglichen und neue Sicht- und Hörweisen erschliessen. Veranstaltet von Helma Schleif und TMP Productions/FMP FREE MUSIC PRODUCTION Distribution and Communication wird dieses Berliner Festival (Spielort: Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg-Strasse 30, Berlin-Mitte) vom Hauptstadtkulturfonds, dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD, der Akademie der Künste, der Schweizerischen Botschaft, der Botschaft des Grossherzogtums Luxemburg, der Niederländischen Botschaft und dem Babylon unterstützt.
Hinweis und Tipp: vom 25.-28. Juni findet parallel ein Jodelworkshop statt. Teilnahmegebühr 80,00 EUR (inklusive Eintritt fuer die Filme THE SOUND OF GLARUS, HEIMATKLÄNGE und JOHLE UND WERCHE) sowie zwei Gesprächspanels am Freitag, den 26.06.09 von 14:30 bis 15:30 Uhr und Samstag, den 27.06.09 von 14:30 bis 15:30 Uhr bei freiem Eintritt (Moderation Jacek Slaski).
Kartenreservierungen / Anmeldungen zum Jodel-Workshop, Infos, Akkreditierung:
TMP Productions. A Division of FMP FREE MUSIC PRODUCTION Distribution and Communication e.K.
Tel.: 030.323 75 26, Fax: 030.324 94 31, Email: tmp-schleif@gmx.de und tmp-ermer@gmx.de
Detaillierte Informationen zum Programm, zum Workshop etc. unter:
Webseite FMP/TMP Productions