JAZZFEST BERLIN 2015

Text: Jan Fritz

Vor zwei Wochen hielt ich das erste Mal das Programmheft des diesjährigen, nun kurz bevorstehenden Jazzfest Berlin 2015 in den Händen. Das Festival steht unter neuer Leitung des britischen Musikjournalisten und Buchautors Richard Williams, der Bert Noglik folgt und das Festival für drei Jahre ausrichtet. Dieser fragt gleich im Einleitungstext: "Was ist Jazz heute und wohin geht seine Reise? Und stellt zugleich fest, dass Jazz eigentlich kein musikalischer Stil ist, sondern eher eine innere Einstellung zur Musik, die aus einem bestimmten "Spirit" besteht, dem Wunsch vorwärts zu schreiten, ohne dabei die Geschichte und Tradition des Jazz aus den Augen und Ohren zu verlieren. Diese Geschichte und Tradition bilden das Fundament des Fortschritts und der Kontinuität für junge Musiker, welche in diesem Jahr im Zentrum des Programms stehen.

Neben aufstrebenden Künstlern bringen auch einige Altmeister ihre neuen Werke ein. Hier dürfen Musikfreunde sich auf den Auftritt des Saxophonisten Charles Lloyd freuen, dessen "Wild Man Dance Project" ein einstündiges Stück in sechs Sätzen auf die Bühne bringt. Mit Staunen und Begeisterung wurde dieses Werk bereits von Zuhörern in Europa und den USA als eine Arbeit von großer ästhetischer Schönheit und spiritueller Resonanz gefeiert. Lloyd lässt neben seiner klassischen Quartettbesetzung zwei weiteren Musikern Spielraum: dem griechischen Musiker Sokratis Sinopoulos, der die Lyra, eine kleine, gebogene Fidel virtuos zu spielen weiß, als auch dem Cimbalom-Spieler Miklós Lukács, der dieses Instrument, das eine Art Hackbrett ist, wie kein Zweiter beherrscht. Er sei ein Klang-Sucher, sagt Lloyd, "und ich glaube, dass sich die Menschen nach etwas sehnen, das tief und wahr und ungewöhnlich ist".

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Ein weiterer Höhepunkt dürfte das Konzert des südafrikanischen Schlagzeugers Louis Moholo-Moholo werden. Dieses letzte noch lebende Mitglied von der legendären Chris McGregor Blue Notes Band bringt sein in London ansässiges Sextett nach Berlin. Es besteht unter anderem aus Jason Yards, einem sehr talentierten Saxofonisten und Gründungsmitglied der Jazz Warriors, John Edwards, einem Bassisten von erstaunlicher technischer Bandbreite sowie dem Pianisten Alexander Hawkins, einem der Stars der neuen britischen Jazz-Szene.

 

Das diesjährige Jazzfest Berlin findet von Donnerstag, den 5. November bis Sonntag, den 8. November 2015 statt. Unter diesem Link finden Sie das Programmheft inklusive aller auftretenden Musiker sowie Veranstaltungsorte und Zeiten.

Kartenreservierungen unter:
http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/jazzfest/tickets_jazz/tickets_jazz_1.php 

 

Programmheft (.pdf)
jfb15_magazin.pdf