Vor etwa 3.000 Jahren hatte ein asiatischer König eine wunderschöne Tochter, namens Europa. Der griechische Gott Zeus verliebte sich bis über beide Ohren in sie. Währenddessen hatte Europa einen Traum: Der Götterkönig Zeus befahl ihr, die Heimat zu verlassen und in das Land "gegenüber" zu ziehen. Inzwischen hatte Zeus angestrengt nachgedacht, wie er Europa kennen lernen könnte. Und schließlich hatte er eine Idee: Er verwandelte sich in einen Stier und machte sich auf den Weg nach Asien. So trafen sich Europa und der Stier am nächsten Morgen. Zeus war der schönste Stier, den die Welt je gesehen hatte und Europa bewunderte ihn sehr. Sie setzte sich auf seinen Rücken und sagte lachend: "Das wissen die Götter, wo du mich nun hinbringen wirst, mein schöner Stier." Zeus stürzte sich in die Wellen des Meeres. Auf der Reise in sein Land erzählte er Europa, wer er in Wirklichkeit war. Als sie endlich angekommen waren, fragte Europa nach dem Namen des Landes. Stolz sagte Zeus - inzwischen wieder in Menschengestalt: „Das ist die Insel Kreta und ich bin König dieses Landes. Der Erdteil, der dich nun aufgenommen hat, soll für alle Zeiten deinen Namen tragen: Europa.“
Das in der kommenden Woche startende Jazzfest Berlin beschäftigt sich diesmal mit Europa, nicht mit der Göttin, sondern mit dem wohl vielschichtigsten Kontinent unserer Welt. Hier leben Musiker, deren kulturelle Wurzeln unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie alle stürzen sich aber wie der alte Zeus in die Wellen der verbindenden Ozeane und suchen nach ihrem musikalischen Erbe. Dabei finden die Künstler zueinander und erkennen neben ihren Unterschieden vor allem Gemeinsamkeiten.
Über 250 Musiker werden in 21 Konzerten vom 3. bis zum 7. November auf der Bühne stehen. Ein neuer Spielort ist auch dabei: das legendäre Savoy Hotel in der Berliner Kantstrasse, einem kleinen Haus, herrlich leder-altmodisch eingerichtet und athmosphärisch sehr geeignet für den klassischen Jazz, gegenüber dem Quasimodo gelegen. Hier werden einige Duos und Trios auftreten und vielleicht wird auch in tiefer Nachtschwärze gejammt. Auf der Pressekonferenz stand ein etwas übermüdeter, da am Morgen gerade aus China zurückgekehrt, aber wie immer gut gelaunter Nils Landgren, der sein diesjähriges Programm vorstellte. Er freut sich besonders auf den Auftritt vom dänischen Trompeter Palle Mikkelborg, dessen Mitwirken an Miles Davis spätem Album „Aura“ (1984) noch sehr gut in Erinnerung ist. Mikkelborg schrieb die Komposition als Hommage an sein musikalisches Vorbild. Mit dabei in Berlin ist der Gitarrist Terje Rypdal, der bereits in den 60er Jahren mit seinem Spiel Klänge in den Jazz brachte, die man zuvor nur in Rockmusiksphären hörte. Verstärkt wird dieses legendäre Duo durch das Berliner Ensemble Zeitkratzer, die bereits mit Lou Reed zusammengearbeitet haben. „Zeitkratzer legt den Begriff Neue Musik auf ihre Weise aus, „rüttelt an den Ketten der Notation“, indem sie den Akzent vor allem auf die Komponente „Neu“ setzt.“ (Zitat aus dem Programmheft Jazzfest Berlin 2010)
Mit Nils Landgren auf dem Podium standen auch der Intendant der Berliner Festspiele, Joachim Sartorius, sowie Ulf Drechel, der als Vertreter der ARD Rundfunksender verkündete, dass jedes Konzert mitgeschnitten und die Ereignisse fast jeden Tag „live“ übertragen werden. Am 4.11. schaltet sich Deutschlandradio Kultur zu von 20h bis 22h. Am 6.11. werden die Wellen BR-Klassik, RB Nordwestradio, rbb Kulturradio, SR2 und WDR3 gemeinsam und zeitgleich senden von 20h bis 0h). Am 7.11. gibt es dann die „WDR3 / Ö3 Jazznacht“, bei der sich die ARD Sender und der Österreichische Rundfunk abarbeiten (Übertragung von 0h bis 6h früh). Zuvor übertragen Deutschlandradio und rbb Kulturradio am gleichen Tag bereits von 20h bis 0h).
Schließlich auch auf dem Podium der Jazzfest-PK: Peter Weniger, ausgezeichneter Saxofonist und Professor der Universität der Künste Berlin. Seit 2005 leitet er das JIB, abgekürzt für Jazz Institute Berlin. Deren „Georg Neumann Saal“ steht für allerhöchste technische Finesse der Konzertübertragung. Nicht nur aus diesem Grund ist dieser Ort auch beim Jazzfest Berlin 2010 als Konzertspielstätte dabei, sondern auch um ein Spotlight auf die Arbeit der beiden Berliner Hochschulen „Universität der Künste“ und „Hanns Eisler“ zu werfen. Existierten die beiden Akademien früher weit unabhängig von der Berliner Musikszene, hat sich das JIB mittlerweile den Ruf als einer der wichtigsten Institutionen nicht nur in Berlin, sondern im gesamten europäischen Jazzleben aufgebaut. Die Dozenten des JIB sind allesamt aktive Musiker der Internationalen und Berliner Szene. Die „Lange Nacht des JIB“ ist daher ein Pflichttermin während des Jazzfest Berlin 2010. Am Samstag, den 6.11. schon ab 19h kann man hier dem Spirit der Berliner Jazzszene nachgehen.
Wir von der JAZZMEDIA Redaktion freuen uns auf das Berliner Jazzfest 2010, wünschen wundervolle Begegnungen und Erfahrungen für alle Musiker, Musikliebhaber und Musikjournalisten.
Wir empfehlen zudem den Besuch dieser Konzerte:
BLEU (Lorenz Raab – trumpet, Ali Angerer – tuba & e-dulcimer, Rainer Deixler, drums & percussion) am Freitag, den 5.11.2010 um 22h, Georg-Neumann-Saal im JIB
BORDERHOPPING (Paul van Kemenade – alto sax, Eckard Koltermann – bass clarinet & baritone sax, Stevko Busch – piano & compositions, Benjamin Trawinski – bass, Achim Krämer – drums)
ANDERSON-BENNINK-MÖBUS-GLERUM-VAN KEMENADE (Paul van Kemenade – alto sax, Ray Anderson – trombone, Frank Möbus – guitar, Ernst Glerum – cello, Han Bennink – drums)
beide nacheinander folgend am Samstag, den 6. 11.2010 um 22.30h im Quasimodo
ORCHESTRE NATIONAL DE JAZZ | DANIEL YVINEC (Daniel Yvinec – conductor, Karen Lano – vocals, Ian Siegal – vocals, Eve Risser – piano, flutes & sound objects, Vincent Lafont – keyboards & electronics, Antonin-Tri Huong – alto sax, clarinets & piano, Matthieu Metzger – alto, soprano & sopranino sax & electronic treatments, Joce Mieniel – flutes & electronics, Rémi Dumoulin – saxophones & clarinets, Guillaume Poncelet – trumpet, Pierre Perchaud – guitars & banjo, Sylvain Daniel – electric bass, french horn, electronic effects, Yoann Serra – drums) am Sonntag, den 7.11.2010 im Haus der Berliner Festspiele ab 20h
Beim Ticketkauf gibt es jetzt auch das sogenannte Wahlabonnement: das große Abo für 8 Konzerte ihrer Wahl ist für 120 EUR erhältlich, das kleinere Abo für 4 Konzerte gibt’s für 70 EUR. Mehr Informationen zu allen Konzertterminen, den Spielorten etc. finden Sie auf den Webseiten:
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